Abel Tasman – der langweiligste Nationalpark Neuseelands
He is so boring – diese Aussage haben wir uns sehr häufig anhören dürfen. Ob von Backpackern, Fahrrad-Touristen oder Campern, viele rieten uns ab in Richtung Motueke zu fahren und uns den kleinsten Nationalpark Neuseelands anzuschauen. Wir konnten es nicht glauben: Der weltberühmte Abel Tasman National Park soll der langweiligste Nationalpark Neuseelands sein? Und je häufiger wir den Tipp erhielten, ihn uns nicht anzuschauen, umso mehr Lust verspürten wir, dem alten Holländer einen Besuch abzustatten.
Die Lage und Geschichte
Der Park liegt ca. 60 km westlich von Nelson entfernt. Über die SH 60 erreicht man zuerst Motueka – Ausgangspunkt für viele Touren und Aktivitäten. Fährt man weiter, so hat man später die Möglichkeit in Richtung Marahau (Riwaka-Sandy Bay Rd) oder Kaiteriteri (Riwaka-Kaiteriteri Rd) zu fahren. Beides sind kleine Dörfer, die quasi von den Touristen des Parks leben. An beiden Plätzen lässt der Abel Tasman Nationalpark schon einen Blick auf seine Schönheit zu.
Der Park und die Touristen
Wie einst der erste Europäer, so wissen die heutigen Touristen auch das angenehme Klima der Region zu schätzen. In den Sommermonaten tummeln sich die Gäste an allen möglichen Plätzen. Auch wenn man es kaum glauben mag, der Abel Tasman Park ist der kleinste aller Nationalparks. Nur 22,54 Hektar ist er groß. Um einen Vergleich zu haben, Fjordland Nationalpark (mit Milford- und Doubtful Sound) ist 1.257.000 Hektar groß.
Ob die Größe hier über die Langeweile entscheidet? Vom Ausblick her, kann dieser Park nicht langweilig sein. Goldgelbe Strände, azurblaues und türkisfarbenes Wasser, paradiesische Buchten, kleine Sandbänke, frei umher schwimmende Robben-Kolonien, Delphin-Schulen, jede Menge Sonne (in der Regel) und traumhafte Ausblicke laden zum genießen und erkunden ein. Wir waren über dieses Südsee-Feeling total erstaunt. Nun hatten wir auch Glück, denn die Sonne strahlte schon seit Wochen vom Himmel herunter – das Wasser war somit angenehm warm. Durch den hohen Tide-Hub – von bis zu 6 Metern – erstreckt sich der Strand bei Ebbe auch über viele viele Meter ins Meer hinein. Anderseits kann man bei Flut – stehend – weit ins Wasser waten. Für Leute, die nicht gerne im offenen Meer schwimmen, ein Segen – somit auch für mich.
So eine Schönheit bleibt selten alleine und somit steht der Abel Tasman Nationalpark natürlich auf sehr vielen To-Do-Listen – sicherlich ein Wermutstropfen – denn im Sommer sind Campingplätze, Strände und Park sehr voll – teilweise sogar überlaufen.
Die Aktivitäten
Wir entschieden uns für die sichere Variante und planten eine Tageswanderung im Nationalpark. Das hat dann zwar wenig mit Abenteuer-Feeling zu denn, denn die Infrastruktur ist sehr gut, bis perfekt ausgebaut. Mit dem [→ Abel Tasman Water Taxi ließen wir uns früh morgens zur Bark Bay fahren. Von dort aus gingen wir zu Fuß zurück nach Marahau. Die Strecke beträgt ca. 23 km und gehört auch schon zum [→ Abel Tasman Cost Tracks. Über den Daumen gerechnet ist das ca. 1/3 des Tracks, den man mit der Tageswanderung abdeckt. Und ja… nun konnten wir die Aussage: „He is so boring“ auch in Teilen nachvollziehen.
Den Start mit dem Wassertaxi können wir durchaus empfehlen. Die Fahrt war herrlich – wir haben das erste [→ Taxi am Morgen genommen – und die frische Seeluft, die Ruhe auf dem Wasser (bis auf den Außenbordmotor) und die ersten Eindrücke genossen. Dies hat auch den Vorteil, dass noch recht wenige Wanderer unterwegs sind. Der Blick auf die ruhig gelegenen Buchten mit ihrem wunderschönen Sandstrand, dass ist schon sehr verführerisch – so verführerisch, dass man keine Lust hat etwas zu unternehmen. Doch wir hatten ja Großes vor und wollten in jedem Fall die Wanderung schaffen – so betörend schön die einzelnen kleinen Buchten auch waren. Doch nach drei Stunden Wanderung setzte die luxuriöse Langeweile ein. Da war sie dann, die Aussage und Warnung der anderen Touristen. Es wurde langweilig, teils eintönig und ja, wir konnten es verstehen – wenn auch mit einem schlechten Gewissen.
Fakt ist: Die Flora im Abel Tasman Nationalpark ist nicht sehr abwechslungsreich – der Weg ist in Teilen sehr langatmig und -weilig. Es klingt verwöhnt, aber wir waren einfach schon ganz andere Touren auf Neuseeland gewohnt und so erging es wahrscheinlich den anderen Reisenden auch. Der Tagesausflug ist mit Sicherheit schön, führt er doch am Wasser, über Strände und immer an der Küste entlang. Die Aussichten auf das funkelnde Wasser, über die Tasman Bay und die Berge im Hintergrund sind wunderschön – aber irgendwann ist auch der Blick endlich. Es fehlte einfach der Spannungsbogen wie z.B. beim [→ Roys Peak Track. Es klingt verwöhnt, es ist verwöhnt – aber hey das ist Neuseeland – dort wird man von der Natur und der Umgebung her verwöhnt.
Deshalb unser Tipp für euch: Der Abel Tasman National Park lohnt sich trotzdem! Plant einen Ausflug zum Park am besten zum Start eures Neuseelands Aufenthalts. Denn es ist so, dass die spannenderen, abwechslungsreicheren Touren weiter gen Süden beginnen. Natürlich ist diese Ansicht wie immer subjektiv. Der Park ist aber in jedem Fall ein guter Ausgangspunkt um sich einzulaufen, denn der Weg verläuft ohne große Steigungen und beinhaltet keine schwierigen Passagen. Er ist einfach nur schön.
Noch einen Tipp: Das Örtchen Kaiteriteri liegt sehr schön in einer kleinen Bucht – ist aber ein total überlaufener Platz. Vor allem das „Kaiteriteri Beach Motor Camp“ ist der hässlichste, lauteste und vollste Campingplatz, den wir auf allen Reisen hatten. Die zentrale Lage ist zwar nicht schlecht – aber es gibt in der Umgebung bessere Plätze, z.B. in Motueka.
Weiterführende Links für eure Vorbereitungen:
- Die offizielle Webseite des [→ Abel Tasman National Park
- Die immer hilfreiche Seite zum [→ Abel Tasman National Park vom DOC
- Let’s go Kayaking – mit dem [→ Kajak den Park erkunden
Eine kleine Auswahl an Impressionen findet hier in der Galerie:
Kontroverse Diskussion auf Facebook bei Neuseeland360
zu diesem Beitrag. Leider zeigt es wieder eindrucksvoll, dass sich kaum einer der dortigen Kommentatoren den Text wirklich durchgelesen hat, sich aber dennoch dazu äußert. Meinungsbildung findet heutzutage nur noch über Headlines statt – schade!
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